Obstbäume richtig schneiden

Der Vorfrühling ist der ideale Zeitpunkt um den Winterschnitt durchzuführen. Einerseits stehen die Bäume noch nicht im Saft, andererseits klettern die Temperaturen schon wieder häufiger über die 0°C Grenze. Generell sollte man für den Schnitt einen trockenen warmen Tag ( es muss auf jeden Fall über 0°C haben) wählen, wo auch in der kommenden Nacht keine Minustemperaturen zu erwarten sind. Grundsätzlich könnte man jetzt alle Obstbäume schneiden. Bei der Marille, dem Pfirsich und der Kirsche empfiehlt es sich aber damit bis nach der Ernte zu warten, da man jetzt nur all zu leicht spätere Blütenknospen wegschneiden könnte.

Als erster Schritt sollte vor dem Beginn der Arbeit das Werkzeug überprüft werden. Um den Baum nicht unnötig zu verletzten sollte die Klinge der Baumschere auf eine ausreichende Schärfe geprüft werden. Auch eine Desinfektion der Klinge ist durchaus empfehlenswert. Ich tränke dafür einfach ein Taschentuch mit etwas „Obstler“ und wische damit die Klinge ab.

Da bei mir ausschließlich junge Obstbäume im Garten sind steht der Erziehungsschnitt im Vordergrund. Insbersonders in den ersten 1-2 Jahren steht man oft vor der Entscheidung 3-5 Äpfel zu ernten, oder doch dem Baum im Frühling den richtigen Schnitt zu verpassen und die Blütenknospen, die sich leider gerade auf den falschen Ästen befinden, wegzuschneiden. Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass Bäume aus einer Baumschule von Haus aus einen schönen Aufbau aufweisen. Jene aus Gartencentern sind zwar meist im Frühling mit Blüten übersät, weisen dann aber einen zu mickrigen Astaufbau auf um die ganzen Früchte tragen zu können. Gut zu sehen hier bei diesem Apfelbaum, der zwar unzählige Äste hat, von denen jedoch die meisten zu dünn sind.

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Noch besser zu sehen ist dies am nächsten Foto. Am Ast kann man gut die Blütenknospe erkennen (gekennzeichnet mit einem kleinen grünen Punkt). Am Anfang fällt es einem schwer hier den Ast einzukürzen. Da er jedoch kaum dicker als ein Bleistift ist, ist der Rückschnitt dringend nötig. Wo dieser durchzuführen ist habe ich mit der roten Linie markiert.

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Beim Zurückschneiden gilt generell, dass die letztjährigen Triebe um 1/3-1/2 zurückgeschnitten werden. Je stärker der Rückschnitt, umso stärker treibt der Baum wieder aus. Wird eher wenig zurück geschnitten, so investiert der Baum die Kraft in die Ausbildung von Fruchtholz. Triebe die in die Krone hineinwachsen (siehe Foto unten) werden entfernt. Durch das Auslichten der Krone sollen Krankheiten und Pilzerkrankungen vermieden werden, da nach Regenschauern das Blattwerk schneller auftrocknet. Weiters gedeihen auch die Äpfel besser, wenn sie mehr Sonnenlicht erhalten.

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Auch auf die Position der Knospen ist beim Schnitt zu achten. So sollte die oberste Knospe beim zurückgeschnittenen Ast immer nach außen schauen (siehe Foto unten), da dadurch der Baum mehr in die Breite wächst als in die Höhe.

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Warum das Breitenwachstum des Baumes so wichtig ist? Hier gilt die Regel der „Oberseitenförderung“, welche besagt, dass je waagrechter ein Ast ist, desto mehr Blütenknospen gebildet werden.

Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, dass es besser ist zu viel zu schneiden als gar nicht.

6 Gedanken zu “Obstbäume richtig schneiden

  1. Sehr schöne Erklärung, danke dafür!
    Ich habe erst seit kurzemn einen Garten mit altem Apfelbaumbestand, da musste ich mich erstmal ins Thema einlesen.
    Ich wollte noch ergänzen, dass man bei Äpfeln unterschiede macht zwischen kurzstamm, halbstamm und hochstamm.
    Beim Hochstamm ist es eigentlich am wichtigsten, dass er wie beschrieben in die Breite wächst. Beim Kurzstamm kann das aber schnell zuviel werden. Meine Bäume sind z.B schon breiter als sie hoch sind, und mein Nachbar sagte, dass der Baum die äusseren Äste irgendwann nicht mehr gut versorgen kann!

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